Saving the World
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Theresa
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February 3, 2021

Es ist nicht alles für die Tonne:

Die (R)evolution des Gelben Sacks.

Wusstet ihr eigentlich, dass Pauline und ich zu Beginn eine ganz andere Idee hatten? Wir wollten eine App entwickeln, die uns bereits beim Einkaufen hilft, unseren Verpackungsmüll zu reduzieren. Unsere Intention, die Müllberge dieser Welt zu bezwingen, ist die Gleiche geblieben. Doch Apps haben wir alle mehr als genug und aus App wurde Rasierer. Genauer gesagt ein Rasierer, der dem Müll ein neues Leben schenkt. Die Frage, die wir uns dabei immer wieder stellen, ist: Wie kriegen wir es hin, unseren Rasierer so zu gestalten, dass die Müllbekämpfung von Tag 1 an auch Priorität 1 ist. Um das herauszufinden, haben wir das Recycling System in Deutschland mal genauer unter die Lupe genommen. Dieses Wissen möchten wir in unserem ersten Blogbeitrag gerne mit euch teilen.

Unser #trashkurs zum Thema Verpackungsmüll

Um herauszufinden, wie denn eigentlich die Müllentsorgung in Deutschland funktioniert, haben wir uns zum einen im Netz umgeguckt und zum anderen mit Boris Ziegler, Pressesprecher des Recyclingunternehmens PreZero Deutschland gesprochen. Unsere Aufmerksamkeit galt dabei nicht dem Rest- oder Biomüll. Uns hat vielmehr der Gelbe Sack in seinen Bann gezogen. Daher wollen wir euch einen kleinen #trashkurs zum Thema Verpackungsmüll geben.

Seit 1991 gibt es in Deutschland die Verpackungsverordnung. Hier geht es im Kern darum, dass Hersteller von Produkten und Verpackungen auch für deren umweltschonende Entsorgung verantwortlich sein sollen. Der Grundgedanke der Verordnung: Weg von der Wegwerfgesellschaft, hin zur Kreislaufwirtschaft. Soweit so gut.

Daraufhin gründete sich dann der grüne Punkt, das erste sogenannte duale System. Anfang der 2000er folgten dann weitere duale Systeme, darunter zum Beispiel PreZero Dual, Reclay Systems oder Landbell. Diese übernehmen bis heute die bundesweite Sammlung, Sortierung und Verwertung vom Verpackungsmüll, der tagtäglich in unserem Gelben Sack landet. Sie sind privatwirtschaftlich organisiert und haben Dienstleister aus der Entsorgungs- und Recyclingbranche an ihrer Seite.

Wie das Wort „privatwirtschaftlich“ schon erahnen lässt, machen diese Systeme das natürlich nicht für Umme, sondern werden über Lizenzentgelte bezahlt. Geregelt ist das so, dass Industrie und Handel jeweils ihre auf den Markt gebrachten Verpackungsmengen nach Materialart melden und Abgaben an ihr duales System leisten müssen. Dieses kümmert sich dann um die korrekte Sammlung und Sortierung der Verpackungen. Vielleicht ist dem ein oder anderen von euch schon mal der berühmte grüne Punkt auf den Verpackungen aufgefallen. Dieses Symbol darf das Unternehmen nämlich dann im Gegenzug auf der Verpackung abbilden. Es zeigt dem Verbraucher, dass er den Abfall über den Gelben Sack oder die Gelbe Tonne entsorgen darf.

Okay cool. Aber was hat das jetzt mit unserem Rasierer zu tun?

Durch die Sortierung und Aufbereitung der verbrauchten Verpackungen entstehen Sekundärrohstoffe, welche zu recycelten Materialien verarbeitet werden. Im Falle von Kunststoff nennt man das auch Rezyklat und aus diesem können wieder neue Produkte, wie zum Beispiel (Überraschung!) ein Rasierer, hergestellt werden. Boris Ziegler, Pressesprecher von PreZero Deutschland hat uns in diesem Zusammenhang auch den Vorteil für unser Klima aufgezeigt:

„Durch den Einsatz von Sekundärrohstoffen in der produzierenden Industrie werden jährlich ca. 50 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente eingespart.“  Weiter sagt er: „Wünschenswert wäre es, wenn der Anteil von Rezyklaten bei der Herstellung neuer Produkte weiter ausgebaut werden könnte.“

Biologisch abbaubare oder kompostierbare Kunststoffe hingegen sind seiner Meinung nach mit Vorsicht zu genießen. Diese werden meist vom Endkonsumenten in den Bioabfall geworfen und stören dadurch stark die Prozesse in den Kompostwerken.

„Selbst bei Temperaturen von mehr als 50 °C im Fermenter reichen drei bis vier Wochen nicht aus, um zum Beispiel Biokunststofftüten ausreichend zu zersetzen“, so Boris Ziegler.

(Was ist denn bitte ein Fermenter? 🤔 Keine Sorge, wir wussten das auch nicht genau. Damit sind Behälter gemeint, in denen Mikroorganismen, Zellen oder kleine Pflanzen unter möglichst optimalen Bedingungen kultiviert werden und Abbauprozesse ermöglichen.)

pan shave gelber Sack

Ist der Gelbe Sack also das Gelbe vom Ei?

Natürlich ist auch der Gelbe Sack nicht perfekt und hat seine eigenen Tücken. Nach Aussagen von Boris Ziegler beinhaltet er beispielsweise ca. 30 Prozent Restmüll, der da eigentlich gar nicht reingehört und dementsprechend nicht recycelt werden kann. Dazu zählen Windeln, Speisereste oder Schuhe.

Zum anderen wird noch längst nicht aller Kunststoffmüll, der im Gelben Sack landet, werkstofflich recycelt, so dass am Ende ein neues Produkt daraus entsteht. Sind verschiedene Kunststoffe fest miteinander verbunden, können diese nicht ordentlich sortiert werden und es bleibt nur die thermische Verwertung - sprich diese werden verbrannt. Im Jahr 2019 wurden immerhin knapp 47% der gesammelten Kunststoffabfälle werkstofflich und knapp 53% thermisch verwertet.

Außerdem lassen sich über den Gelben Sack „rein offiziell“ ausschließlich lizenzierte Verkaufsverpackungen erfassen, obwohl sich grundsätzlich auch sogenannte stoffgleiche Nichtverpackungen recyceln ließen; also andere Produkte aus Kunststoff oder Metall, die wir zu Hause nutzen, wie zum Beispiel Pfannen oder Zahnbürsten. Daher ist neben dem Gelben Sack und der gelben Tonnen nun auch die Wertstofftonne auf dem Vormarsch. Dort darf Plastik und Metall entsorgt werden, egal, ob es mal eine Verpackung war oder nicht. Wichtig ist nur, dass es in einem Stück in die Mülltonne passt. Boris Ziegler spricht in diesem Zusammenhang von der „Evolution des Gelben Sacks“, die man in Deutschland beobachten kann.

Unser Appell an uns alle

Wir sehen also: Müll ist eine gar nicht so unkomplizierte Sache. Viele Akteure sind in den Recyclingprozess involviert und der Verbraucher ist oft verunsichert, ob sein Joghurtbecher nun wirklich recycelt wird oder nicht. Fakt ist: Wir müssen im Kreislauf denken, um nicht nur unser Müllproblem zu lösen, sondern auch Ressourcen zu schonen. Und mit wir meine ich uns Unternehmen, die Politik und den Endverbraucher. Gemeinsam kriegen wir das hin. Let’s shave this trash!

P.S.: Und apropos Joghurtbecher; der wird recycelt, wenn er richtig weggeworfen wird. Richtig entsorgen heißt in diesem Fall, die Papierbanderole lösen und im Altpapier entsorgen, außerdem den Deckel vom Becher lösen und beides separat in die Wertstofftonne oder den Gelben Sack werfen. Also je mehr wir bereits zuhause voneinander getrennt entsorgen, desto größer ist die Chance, dass die Materialien wiederverwendet werden können.

Unsere Quellen und weiterführende Infos:

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